Hölderlins Gedichte, so heißt es, seien schwer zu deuten, seine Verse sind oft seltsam, seine Worte und Gedanken (fast) immer mit vielfacher Bedeutung behaftet und sonderbar anders angeordnet und verschachtelt.
Wer diese Texte liest, hat eine eigene Lesezeit fürs Nachdenken, Nachspüren oder sogar Nachschauen, Nachfragen, Nachsinnen.
Wird aber gesprochen und zugehört, rauscht alles unaufhaltsam weiter vorwärts, wie Wasser in Brunnen oder Quell. Wer hinterher nachdenkt, verpasst den Fluss der Worte.
Vergesst die Deutung. Lasst die Augen des Geistes durch die Ohren sprechen.
Verschiebt bitte den „Erklärungsnotstand“ auf einen späteren Zeitpunkt.
Im Wort „anwesend“ klingt das Wort „Wesen“, im Wort „Gegenwart“ das Wort „warten“, im Wort „unerhört“ das „Hören“, in „mitteilen“ das „Teilen“. Entdecken meint auch die Decke wegziehen, „irr“ ist irren, verirren und irre sein, ein Klirren, die Wirren. Hölderlin komponiert diese vielschichtigen und gleichzeitigen Bedeutungen und Begriffe in Klang, Rhythmus und Assoziation, in Verweis und Deutung, wie eine Fuge, wie einen komponierten Brunnen. Rhythmisch-klangliches Spielen auf mehreren Ebenen aktiviert unsere geistigen Verbindungswege. Es entsteht etwas, es erscheint von selbst, ohne zu Denken. Je entspannter ihr seid, je weniger ihr glaubt, etwas zu müssen, desto größer wird das Kopf-Kino.
Jeder und jede hört Eigenes, versteht Persönliches, begreift sich in seiner, in ihrer eigenen Welt.
Gleiches gilt für die Lichtbewegungen auf der Leinwand. Nicht fragen, warum so und nicht anders, sondern einfach schauen. Und, aber, doch: es ist weder verboten, noch abgeraten, und erst recht nicht anstößig, die Augen zu schließen und nur zu hören. Es ist noch nicht einmal sicher, ob das Nur-Hören ein Weniger bedeutet. Die gesunden Ohren hören nicht weniger, als die hellen Augen sehen.
Hören und sehen, lauschen und schauen, kommt aus dem Äther, der Luft, dem Raum und dem Stoff zwischen Himmel und Erde, unserer Lebenswelt.
Unser Körper entstammt der Erde, der Geischt kommt woanders her.