Hölderlins Welten – Hölderlins Sprache

mit Wolfram Groddeck und Michael Engelhardt, am Samstag, 28. Oktober 2023 um 14 Uhr im Kongresshaus Zürich / Seezimmer

Downloads:

Nachtgesänge – PDF 4 Seiten DinA4
Neun Gedichte von Friedrich Hölderlin, Erstdruck 1805 bei Wilmans in Frankfurt

Handout – PDF 3 Seiten DinA4 – Begleitmaterial zur Veranstaltung

Rhythmus, Metrik, Klanggestalt: Hölderlins performanter Werkzeugkoffer
“Sprache, die schreitet so tönend” schreibt Bettine von Arnim in “Die Günderode” – wie Hölderlin den Klang und Rhythmus seiner Sprache herausarbeitet, welche Mittel er dazu einsetzt, welche Grenzen er in seiner Verfahrensweise überschreitet, wie er aus den jambischen Formen, über die Distichen seiner Elegien und über die antiken Odenformen hinaus, zu seinen späten Gesängen in ganz eigenen metrischen Formen gelangt, diese Reise wird unerhört spannend und erkenntnisreich, weil die doch recht komplizierte Fachmaterie anschaulich und nachvollziehbar verdeutlicht wird.

Michael Engelhardt und Wolfram Groddeck haben in den letzten Jahren auf verschiedenen Plattformen und Podien solche Veranschaulichungen geleistet. Zuletzt auf der Jahrestagung 2022 der Hölderlin Gesellschaft in Tübingen.

Bebildert mit Grafiken und Schautafeln, erklärt im Gespräch und verdeutlicht durch Rezitationen, gelingt es ihnen, dem Publikum den Werkzeugkoffer eines Dichters allgemein und den Hölderlins im Besonderen, niedrigschwellig näher zu bringen.

Die “Nachtgesänge” Hölderlins, ein Zyklus von 9 Gedichten, darunter sein heute wohl bekanntestes Gedicht “Hälfte des Lebens”, diese sechs Oden und drei freirhythmischen Werke werden sowohl in ihrer Formarchitektur und komponierten Klanggestalt erläutert, als auch integral rezitiert.

Wolfram Groddeck ist emeritierter Professor für neuere deutsche Literaturwissenschaft der Universität Zürich. Er lebt in Basel, erholt sich gerne auf der griechischen Hölderlin-Insel Tinos und wirkt weiterhin, und immer wegweisend, an textkritischen Ausgaben deutscher Lyrik und Poesie, in den letzten Jahren insbesondere von Robert Walser.

Dass das trockene Feld der Editionstheorie in ein nachvollziehbares und auch sinnliches Erleben gegossen wird, dass der Vorgang der Lektüre in die Füße kommt, das ist sein Anliegen, das betreibt er akribisch-akademisch-gewissenhaft, und scheut dabei weder den sachlichen Konflikt, noch die menschliche Umarmung.

Wolfram Groddeck studierte neben der Germanistik auch Philosophie und Musikwissenschaft in Basel und Berlin, schrieb ein wirkmächtiges Buch zur Rhetorik, erarbeite gemeinsam mit D.E.Sattler die ersten vier Bände der mittlerweile zum Standardwerk erkorenen Frankfurter Hölderlin Ausgabe, habilitierte sich mit einer Arbeit zu Nietzsches Dionysos-Dithyramben, gründete in Gemeinschaft mit anderen das Institut für Textkritik in Heidelberg, war Präsident der Robert Walser-Gesellschaft und ist Vorstandsmitglied der Hölderlin Gesellschaft. 2017 wurde er für sein Lebenswerk mit dem internationalen Friedrich Nietzsche-Preis ausgezeichnet.

Er veröffentlichte zahlreiche Aufsätze und Vorträge zum Wesen des Dichterischen. Hat D.E. Sattler einst betont, dass ein Prophet nicht ein Vor-Her-Sager sei, sondern ein Her-Vor-Sager, so macht Wolfram Groddeck dies wahr. Er hilft uns beim Fokussieren.

Sein 2014 erschienenes Buch zu Hölderlins Elegie “Brod und Wein”, von ihm mit dem Zusatz/Ersatz “Die Nacht” betitelt, gibt Zeugnis über die gründliche Tiefe von Groddecks Gedankenverweisen, seiner formellen und stilistischen Kristalle, auch seiner Fragen, aber ebenso seiner Erkenntnisse. Groddecks Werk gehört mittlerweile genauso zum allgemein anerkannten Einstieg in Hölderlins geschichtsphilosophische Gedankenwelt, wie das Gedicht selbst.

Michael Engelhardt ist Schauspieler und Rezitator und gilt mittlerweile als wegweisender Interpret der Lyrik Friedrich Hölderlins. Nach über 40 Jahren Theater arbeitet er nun mit namhaften Musikern und Musikerinnen auf internationalen Konzertbühnen, konzipiert sprach-musikalische Programme, schreibt Bühnentexte und organisiert seit 2022 ein eigenes Festival für Sprache und Musik in Sempach.

Im Sommer 2023 leitet er das Eröffnungskonzert des internationalen Musikfestivals Alpentöne in Altdorf mit einem 30-stimmigen Sprechchor des Schweizer Monumentalgedichtes “Die Alpen” von Albrecht von Haller und auf dem diesjährigen Gstaad Menuhin Festival präsentierte er gemeinsam mit Patricia Kopatchinskaja, Polina Leschenko, Anastasia Kobekina und anderen die Uraufführung des Melodramas “Sedna” (Komposition: Patkop, Text: Engelhardt). Er lebt in Arnhem/Niederlanden und in Sempach/Schweiz.