Da ich ein Knabe war, …

Ein früher, freigebundener Gesang. Hyperions Schicksalslied gehört in dieselbe Kategorie. Beide Gedichte/Gesänge haben gemein, dass sie einerseits einfach in Semantik und Syntax daherkommen, andererseits aber bereits ein rhythmisches Binnenspiel beherrschen, welches in den späten Gesängen (Patmos, Der Einzige, Mnemosyne, etc) so matterhornhaft uns herausfordert.

Da ich ein Knabe war, 
   Rettet‘ ein Gott mich oft 
      Vom Geschrei und der Rute der Menschen,
         Da spielt ich sicher und gut 
            Mit den Blumen des Hains, 
               Und die Lüftchen des Himmels 
                  Spielten mit mir. 

Und wie du das Herz 
Der Pflanzen erfreust, 
Wenn sie entgegen dir 
Die zarten Arme strecken, 

So hast du mein Herz erfreut, 
Vater Helios! und, wie Endymion, 
War ich dein Liebling, 
Heilige Luna! 

O all ihr treuen 
Freundlichen Götter! 
Daß ihr wüßtet, 
Wie euch meine Seele geliebt! 

Zwar damals rief ich noch nicht 
Euch mit Namen, auch ihr 
Nanntet mich nie, wie die Menschen sich nennen,
Als kennten sie sich. 

Doch kannt‘ ich euch besser, 
Als ich je die Menschen gekannt, 
Ich verstand die Stille des Aethers, 
Der Menschen Worte verstand ich nie. 

Mich erzog der Wohllaut 
Des säuselnden Hains 
Und lieben lernt‘ ich 
Unter den Blumen. 

Im Arme der Götter wuchs ich groß. 

zurück zur Übersicht