HÖLDERLIN – Sprache! grosses Kino.
Eine poetische Performance.
80 Minuten Live-Rezitation im Kino, mit in Echtzeit generierten Visualisierungen von Sprache, Klang und Rhythmus.
Fünf Produktionen waren verabredet mit Michael Engelhardt beim diesjährigen Lucerne Festival. Solch eine auffallende Präsenz eines Rezitators an einem bedeutenden Musikfestival gab es noch nie. Doch 2020 ist schließlich der 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven und von Friedrich Hölderlin, beide 1770 geboren.
Friedrich Hölderlins sprachliche Gesänge haben zweifelsfrei die Augenhöhe der Kompositionen Beethovens. Niemand anders vor Hölderlin und niemand nach ihm hat es geschafft, die deutsche Sprache in ihrer Klanglichkeit, in Rhythmus und in geschichtsphilosophischer Konstruktion derart komplex und ästhetisch formvollendet niederzuschreiben. Eigentlich ist es sehr schade, dass sich die beiden nie begegnet sind.
Im Sommer 2019 suchte Mark Sattler, Dramaturg von Lucerne Festival, einen Sprecher für ein Projekt, welches Beethovens sechs Bagatellen Op. 126 in einer inszenierten Begegnung mit Hölderlins spätesten Gedichten, den sogenannten Turmgedichten, verbindet. So begegneten sich Sattler und Engelhardt. Ein paar Tage später standen die Konzepte, im März 2020 wurden sie öffentlich kommuniziert, einige Wochen später zerplatzten sie in der (durch die Auflagen der Corona-Pandemie bedingten) Absage des gesamten Festivals.
Die Performance im Kino hat überlebt.
Solo, ohne Beethoven, aber mit einer Visualisierung der tragenden Säulen von Hölderlins Kunst: Klang, Rhythmus, verschachtelte, sich reihende und verschränkte Muster der akustischen Performanz, absolut vergleichbar mit Musikkompositionen, aber eben Sprache, gesprochener Text.
Das zentrale Werk der Hölderlin-Rezeption, die grosse Elegie ‘Brod und Wein’, die ‘Nachtgesänge’, ein äusserst selten öffentlich gesprochener Zyklus von sechs Oden und drei kurzen, freirhythmischen Gedichten sowie die ‘Friedensfeier’, eine Hymne an den friedlichen Menschen im Gewitter der Zeit, bilden die Gipfel dieses Programms, begleitet von Hexameterdichtungen, frühen Hymnen und freien Gesängen.
Alle diese Texte zählen zum Schwierigsten, was sprechbar ist. Engelhardt traut es sich zu, traut uns es zu, dieser unerhörten Sprache zu folgen. Seit 40 Jahren arbeitet er an Hölderlin, seit drei Jahren macht er nichts anderes. ‘Es hat sich gelohnt, diesen Weg zu gehen’, sagt er. Jetzt wünscht er sich vor allem eines: Publikum.
Vorstellungsdaten:
So, 30. Aug 11:00 ; Mi, 2. Sep 18:30 ; So, 6. Sep 13:30
STATTKINO im Bourbaki, Luzern
So, 13. Sep 11:30
Arthouse Alba, Zürich
Eintrittspreise wie im Kino üblich.
Nach jeder Vorstellung gibt es die Möglichkeit zum Gespräch in einem in der Nähe zum Kino gelegenen Restaurant.
Unter HLDRLN.de ist ein digitales Programmheft aufrufbar, sowie weitere Informationen.
Programm:
Die Eichbäume
Feiertagshymne (Wie wenn am Feiertage ..)
Brod und Wein
Der Jüngling an die klugen Ratgeber
Friedensfeier
Nachtgesänge
Menschenbeifall
Da ich ein Knabe war …
Staff / Credits
Konzeption, Produktion und Rezitation Michael Engelhardt,
Promotion shapefruit AG
Visuals und Programmierungen Stefan Fuchs | Gregor Woschitz
Fotografie Martin Wieldraaijer
Grafik Stephan Maria Glöckner
Zwischentöne Rolf Schnieders | Heiko Heinemann
digitales Rettungsboot Lukas Kunz
philologische Supervision Wolfram Groddeck
Rhythmus, Metrik und Coaching Boris Previšić
Logo HLDRLN Anouk Meelhuyzen
Dank, und zwar großer, an:
Christoph Tycho Knigge †, Gertraude Müller, Marion Kunz, Eveline Poser, Jörg J.
Wedepohl, Frank Otto, Stephan Maria Glöckner, Gisela Schlüter, Charlotte und Andreas
Muthesius, Coba und Michiel Spee, Mark und D.E. Sattler, Helge Noack, Christoph
Hauptmann, Michiel Sauter, Claudine Hadorn, Jean-Noël Hadorn, Hermann Hülsbömer
Sempach, im Juli 2020