Hölderlin – Beethoven : Bagatellen

Stefan Wirth Klavier | Michael Engelhardt Sprecher

Ludwig van Beethoven: Sechs Bagatellen op. 126 (1823/24)
Friedrich Hölderlin: “In lieblicher Bläue blühet” | Späte Gedichte (1809-1843)

D. E. Sattler gewidmet

Programmdramaturgie:
Michael Engelhardt, Mark Sattler, Stefan Wirth

Idee und Konzeption: Mark Sattler
Produktion von Lucerne Festival
Uraussendung: 16. Dez. 2020 SWR2
Erstaufführung: 25. Aug. 2021 Lucerne Festival

„Einfältig“ ist ein zentraler Begriff in Hölderlins Spätwerk, Beethovens Liebe zu den Kleinigkeiten ist dem vergleichbar. Kann Einfaches auch komplex sein? Oh ja! man kann es sogar hören.

Bevor die Bagatellen beginnen, gleich zu Anfang, krähet eine Fahne oben im Wind, die das wohl bekannteste Gedicht Hölderlins, „Hälfte des Lebens“ wie den Schatten eines Bruchstückes anklingen lässt. Es folgt ein Abstieg aus dem Glockenturm bis zu den einsamen Tauben auf dem Kirchhof; da geht ein Mann, er schaut in den Spiegel, Ödipus und Sommerflecken teilen sich das Leiden. Er ist nicht mehr ganz, der Mann, und er fragt, ob das wohl Gott gefällt.

Nachdem Ludwig van Beethoven und Friedrich Hölderlin die Möglichkeiten von Musik und Sprache formal und inhaltlich ausgereizt und über Grenzen hinausgetrieben hatten, funkeln in ihrem Spätwerk wie Kristalle die Bagatellen op. 126 und die sogenannten Turm-Gedichte: kondensiert, konzentriert und knapp, eine Summa bildend. Verblüffende Korrespondenzen entstehen, wenn man Beethovens Bagatellen und Hölderlins Turm-Gedichte – wie in dieser von Michael Engelhardt, Mark Sattler und Stefan Wirth «komponierten» Begegnung – nebeneinanderstellt und sie in simultane Konstellationen bringt: ein Dialog, der Ton und Wort eng verschränkt, der die Originale gleichsam anders beleuchtet und aufbricht für eine neue Perspektive des Hörens.